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Arbeitsaufträge verständlich entwerfen — worauf ist zu achten?

Bei der Vorbereitung eines Unterrichtsvorhabens sind sechs wichtige Aspekte zu bedenken, die zur Festlegung eines Arbeitsauftrags erforderlich sind. Die Formulierungen dafür sollten vorab genau überlegt werden. Berufsanfänger sollten für ihre ersten Stunden diese Formulie- rungen ruhig wörtlich notieren, so dass sie sie notfalls während der Stunde vom Zettel ablesen können.

 

Sechs Prüffragen: WAS? MIT WEM? WOMIT? WIE? WIE LANGE? WER?

 

 

Prüffrage 1: WAS soll bearbeitet werden ?

Der Arbeitsvorschlag bzw. die Frage(n) soll(en) klar formuliert sein. Vertrauen Sie nicht dar- auf, dass es reicht, den Auftrag mündlich zu stellen. In schriftlicher Form — z.B. an der Tafel oder auf einem Arbeitsblatt — ist er als ständige Gedächtnisstütze wertvoll. Wenn Schüler- gruppen an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten, ist es meist sinnvoll, dass alle über die ver- schiedenen Aufgaben informiert sind und sie als Teil eines Gesamtvorhabens begreifen kön- nen.

Bei bestimmten Aufgaben, z.B. Bastel- und Konstruktionsaufgaben, sollte die Lehrerin ih- ren eigenen Arbeitsvorschlag auf jeden Fall am Vortag ausprobieren! Sie merkt dann, ob sie mit den gegebenen Mitteln in der gegebenen Zeit auskommt und wo besondere Kniffligkeiten liegen.

Prüffrage 2: Wer soll MIT WEM zusammenarbeiten?

Falls man Gruppenarbeit arrangieren möchte, sollte man vorher genau überlegen, wie sich die Gruppen zusammenfinden sollen. Man kann mit Gruppenarbeit bestimmte pädagogische Ab- sichten verfolgen. In jedem Fall aber hat Gruppenarbeit Wirkungen, die für den Unterricht bedeutsam sein können: Sie kann bei einzelnen Schülern Gefühle der Solidarität und des Stol- zes auf eine gemeinsam vollbrachte Aufgabe auslösen, aber auch Gefühle des Zurück- gedrängtseins, Nichtangenommenseins.

Wenn man die Klasse besser kennt, kann man auf bestimmte Sensibilitäten achten: Gibt es Vorlieben oder Abneigungen für bestimmte Sozialformen? Sind sich einzelne Schüler nicht

‚grün’ oder umgekehrt: Wären sie verärgert, wenn sie nicht in einer Gruppe sein könnten?

Eine Gruppenbildung ist nach verschiedenen Gesichtspunkten möglich:

  • Zufallszuordnung,
  • Wahl durch die Schüler selbst,
  • kriterienbezogene Zusammenstellung durch den Lehrer,
  • entsprechend der bestehenden Sitzgruppen.

Prüffrage 3: WOMIT soll die Arbeit geleistet werden ?

Der Lehrer muss klären, mit welchen Materialien, Werkzeugen, Hilfsmitteln gearbeitet wer- den soll und ob diese Mittel in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen (ggfs. Reserven be- reithalten). Man kann sicher sein, dass es immer Schüler gibt, die trotz Ankündigung vom Vortag „Bringt für das morgige Basteln X und Y mit!“ X oder Y vergessen haben.

Prüffrage 4: WIE soll das Ergebnis aussehen ?

Falls nicht schon durch den Auftrag selbst genau umrissen, sollte die Schüler Hinweise erhal- ten, wie das zu erstellende Ergebnis beschaffen sein sollte.

Prüffrage 5: WIE LANGE sollen die Schüler bzw. Gruppen arbeiten?

Eine präzise Zeitangabe (Zeitdauer und Endzeitpunkt) ist für ein selbständiges Arbeiten be- sonders wichtig. Sie ermöglicht das eigenständige Einteilen des z.V. stehenden Zeitbudgets:

„Ihr habt jetzt 15 Minuten Zeit. Ich möchte, dass ihr um 10 Uhr 25 aufhört, damit wir die Er- gebnisse betrachten können."

Faktisch benötigt man für fast jede Arbeit länger, als einem zugestanden wird - oder man sich selbst zugesteht. Der erfahrene Lehrer wird daher in seinem 'inoffiziellen' Zeitplan einige Minuten länger einkalkulieren, als er den Schülern in seinem „offiziellen“' Zeitplan zugesteht [Ein Erfahrungswert besagt, dass man im Durchschnitt noch einmal zusätzlich die Hälfte der vorgegebenen Zeit einkalkulieren sollte.] Ein Signal einige Minuten vor Ablauf der 'offiziel- len' Zeitdauer („Jetzt bitte nur noch zwei Minuten, dann sollten alle fertig sein!“) erleichtert es den Schülern, zum Ende zu kommen.

Prüffrage 6: (Bei Gruppenarbeit) WER trägt das Ergebnis vor?

Die Vorstellung von Arbeitsergebnissen aus einer Gruppenarbeit stockt nicht selten, weil die Gruppen nicht ausgemacht haben, wer diese Aufgabe übernimmt. Die zeitraubende nachträg- liche Absprache darüber kann vermieden werden, wenn diese Frage bereits beim Gruppe- nauftrag mit gestellt ist und während der Gruppenarbeit geklärt wird. Da sich der- bzw. dieje- nigen schon darauf einstellen können, gelingt die Vorstellung auch besser.

Auch wenn eine Gruppenarbeit von allen und nicht nur von einem vorgetragen werden soll (was mitunter sinnvoll sein kann), sollten sich die Gruppenmitglieder vorher darauf einstellen.

Jeweils drei Fragen sind zu beantworten:
  1. Was – genau – sollen die Schüler nach Erteilung des Arbeitsauftrags tun?
  2. Untersuchen Sie die Formulierung dieses Arbeitsauftrags mit Hilfe der sechs Prüffragen. Falls Sie einzelne Formulierungen ungünstig finden, formulieren Sie diese wörtlich neu.
  3. Untersuchen Sie den Arbeitsauftrag in Hinblick auf die Ratschläge zum Stellen von Arbeitsaufträgen. Falls Sie ein anderes Vorgehen als günstiger ansehen, beschreiben Sie, wie die Lehrkraft anders hätte vorgehen sollen.
  4. Reflektieren Sie kurz, ob und wie Sie diese Videovignetten in Ihre Lehrvernastaltungen einsetzen könnten.