Beispielvideos zum Unterrichtseinstieg

Infos und Aufgabe zum Video:

Dem Thema ‚Unterrichtseinstiege’ wird in der (fach-)didaktischen Literatur besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Eine Vielzahl von Veröffentlichungen geben Anregungen, wie Schüler/innen auf ein neues Thema eingestimmt werden können (z.B. Baer u.a. 1995; Frenzl 1994; Greving & Paradies 2007; Schmidt-Wulffen 2008; Schneider 2008; Thömmes 2005). Etliche dieser Einstiegsszenarien können nur mit erheblichem zeitlichen und materiellen Aufwand realisiert werden. Sie bleiben daher vor allem Vorführstunden im Rahmen von Aus- bildungsunterricht vorbehalten, während Einstiege im Schulalltag i. d. R. schlichter sind und nur wenige Minuten dauern.

Mit Unterrichtseinstiegen können unterschiedliche didaktische Intentionen verbunden sein, die sich in vier didaktischen Hauptfunktionen zusammenfassen lassen (zit. nach Mühlhausen & Wegner 2010):

rientieren (wechselseitig: Lehrer Þ Schüler und Schüler Þ Lehrer)

M      otivieren (meist ohne Informationen zum Thema)

E        rwartungshorizont entwerfen, wie das Thema bearbeitet werden soll

I         nformieren über das Thema

Orientierend ist ein Einstieg, wenn der Lehrer den Schülern eine generelle Vorstellung da- von vermittelt, um welches Thema es im Folgenden gehen wird (Lehrer Þ Schüler). Diese Orientierung kann sich in einer groben Andeutung über die thematische Ausrichtung erschöp- fen oder schon mehr oder weniger genau auf zu behandelnde Ziele, Fragen und Problemstel- lungen eingehen. Wechselseitig ist die Orientierung, wenn der Lehrer eine Rückmeldung sei- tens der Schüler darüber erhält, welche Vorerfahrungen sie mit dem Thema haben, was sie daran interessiert und was möglicherweise entbehrlich ist (Schüler Þ Lehrer).

Motivierend ist ein Einstieg, wenn die Neugier der Schüler geweckt und ihre Aufmerksam- keit erregt wird, so dass sie gespannt darauf sind, was nun folgen wird.

Ein Erwartungshorizont wird aufgespannt, wenn die Schüler durch den Einstieg erfahren, in welcher Weise das neue Thema angegangen wird (was sind die Bearbeitungsschritte, in welcher Reihenfolge wird vorgegangen, um welche konkreten Tätigkeiten wird es gehen, was soll gelernt werden, wie könnte das Ergebnis bzw. Produkt aussehen?).

Informierend ist ein Einstieg, wenn die Schüler bereits zu Beginn Sachinformationen zum Thema erhalten oder sich dabei selbst beschaffen.

 

Mit dem Kürzel „O-M-E-I“ können diese vier Hauptfunktionen von Unterrichtseinstiegen besser in Erinnerung bleiben, wenn man sich dabei den fiktiven Stoßseufzer eines bayerischer Referendars vorstellt („O - Mei! Wie soll ich denn das alles mit einem kurzen Einstieg schaf- fen?“). Eine berechtigte Skepsis, da ein einzelner Einstieg selten mehr als für eine Funktion konzipiert ist.

Ein Unterrichtseinstieg kann sogar den ihm zugedachten Zweck verfehlen — sei es, weil seine Umsetzung im Unterricht nicht so geschickt gelingt, wie vorher geplant — sei es, weil sich nicht bedachte Widrigkeiten kontraproduktiv auswirken. Ob ein Unterrichtseinstieg die in ihn gesetzte Erwartung erfüllt und seiner Funktion(en) gerecht wird, kann demnach erst nach dessen Realisierung geprüft werden. Daher lohnt es sich, videografierte Einstiegsvarianten genauer zu betrachten.

 

  • Zu beschreiben ist, welche Wirkung der jeweilige Einstieg vermutlich auf einen selbst ge- habt hätte, wenn man als Schüler/in bei diesem Unterricht dabei gewesen wäre.
  • Zu prüfen ist, welche der vier o.a. Funktion(en) O - M - E - I der Unterrichtende dem jewei- ligen Einstieg vermutlich zugedacht hat.
  • Schließlich ist eine Prognose darüber abzugeben, auf welches Thema der Einstieg vorberei- ten sollte bzw. — wenn das Thema bereits in der Einstiegsphase genannt wird — wie derweitere Verlauf der Stunde sich wohl entwickelt hat.
  • Abschließend stellen Sie sich bitte die Frage, wie und ob Sie eine solche Videosequenz in Ihren Lehrveranstaltungen nutzen könnten.