Wie schaffe ich es, dass mehr Studierende sich melden?

Es gibt verschiedene Gründe, wegen denen Studierende die Hand lieber untenlassen:

  • Sie wissen keine Antwort.
  • Sie haben Angst sich zu blamieren.
  • Sie sehen keinen Mehrwert darin, sich zu melden.
  • Sie melden sich nie, weil sie schüchtern sind.

Es hat sich erwiesen, dass Studierende eher bereit sind mitzuarbeiten, wenn sie gedanklich im Stoff sind (also etwas zu sagen haben) und wenn sie nicht befürchten müssen, bloßgestellt zu werden.

Das Risiko des Gesichtsverlusts wird minimiert, wenn sie vorher die Chance hatten, sich mit anderen Studierenden auszutauschen und wenn sie Sie als konstruktiv, wertschätzend und an ihrem Lernerfolg interessiert erleben.

Die Bereitschaft, sich vorzuwagen, wird bei schüchterneren Studierenden dennoch nicht von heute auf morgen kommen.

Als erstes Prinzip ist deshalb zu empfehlen: „Wenn sie sich in den ersten zwei Wochen nicht gemeldet haben, werden sie es vielleicht nie tun.“ Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Studierenden am Anfang des Semesters wenigstens einmal melden – und sei es nur durch eine Verteilungsabfrage oder Ähnliches.

Und dann haben Sie Geduld und befolgen Sie folgende…

Tipps:

  • Austauschen lassen: Führen Sie ein kurzes Think-Pair-Share oder eine Murmelgruppe durch, bevor Sie von den Studierenden verlangen, dass sie sich im Plenum melden.
  • Vorbereitung ermöglichen: Geben Sie sinnvolle Vorbereitungslektüre auf – am besten mit Leitfragen oder begleitenden Aufgaben. Dann haben sich die Studierenden mit dem Stoff gedanklich auseinandergesetzt und es fällt ihnen leichter, etwas dazu zu sagen. Auch hier empfiehlt sich ein vorheriger kurzer Austausch zu zweit, bevor es ins Plenum geht.
  • Motivierende Fragen: Stellen Sie offene Fragen: Fragen, auf die es nur eine richtige Antwort gibt (die Sie wissen), sind demotivierend. Die Studierenden fühlen sich dann schnell als Stichwortgeber gegängelt. Um Studierende daran zu gewöhnen, im Plenum zu diskutieren, helfen Einschätzungsfragen, auf die es viele 'richtige' Antworten gibt: "Wer könnte davon betroffen sein?" "Wofür könnte man das brauchen?"
  • Rückmeldung geben: Geben Sie konkretes Feedback auf Antworten, an denen die Studierenden erkennen, inwiefern ihre Antwort geeignet war oder nicht. Seien Sie kritisch, aber immer auch wertschätzend: Der Student oder die Studentin hat sich mit einer Antwort vorgetraut, er oder sie will also lernen – helfen Sie ihm/ihr dabei, aber mit Respekt!
  • Ermutigen: Zeigen Sie durch Worte und Taten, dass Sie Fehler als wichtige Chance zum Lernen sehen – nicht als etwas, wodurch man sein Gesicht verliert! Ermutigen Sie und loben Sie Engagement!
  • Losen: Und wenn Sie der Typ dafür sind: Schaffen Sie sich ein gerechtes Losverfahren, durch das jede/r Studierende einmal ‚drankommt’ (aber achten Sie darauf, dass Sie kein Klima der Angst schaffen!). Erprobte Möglichkeiten:1
    • Namen ziehen:Schreiben Sie die Namen der Studierenden auf Karten, die Sie mischen und aus denen Sie dann jemanden ziehen.
    • Würfeln:Besorgen Sie sich Würfel, ggf. mit mehr als sechs Augen. Legen Sie ein System fest (z.B. erwürfeln der Sitzreihe von vorn, dann des Platzes von rechts oder links…).

    Wenn Sie weitere Tipps haben, kontaktieren Sie uns, gern ergänzen wir die Liste!

    1 Vgl. Swope, Kurtis J. (o.J.): Roll the Dice and Students Participate. Faculty Focus Special Report: Tips for Encouraging Student Participation in Classroom Discussion, 6.

    © Dr. Ina Mittelstädt, 2015